Freundschaft

27. August 2008 at 01:08:34 (Allgemein)

Taschentücher raus, heute wird es rührig. 😀

Ich habe heute eine Beerdigung spielen müssen, dessen Verstorbener aus der Kirche ausgetreten war, was bedeutet, dass kein Pfarrer die Ansprachen gehalten hat und es auch keine Gebete gab. Es kam ein Freund der Familie, tätig beim Rundfunk, der dieses übernahm. Und dieser Mensch sprach über seinen Freund. Seinen besten Freund. Und ich saß da und musste mir die Tränen verbeißen.

Ich kannte den verstorbenen Mann nicht…aber diese Zuneigung und Liebe, die da aus jedem der Worte des Sprechenden strahlte, war einfach unglaublich. Eine wirkliche Freundschaft war das…über so viele Jahre hinweg…und er sprach über sie…über die schönen und die schlechten Seiten…und ich war so sehr gerührt, dass mich das gar nicht mehr los ließ. Daraufhin möchte ich heute einfach mal meine absolut engsten Freunde durchgehen…und mich bei ihnen für ihre wirklich zT schon langjährige Freundschaft bedanken. Ich kann es natürlich nur grob tun, weil ihr sonst einschlaft beim Lesen…aber ich möchte es überhaupt tun…mich gedanklich mit ihnen beschäftigen.

Die Reihenfolge sollte dabei nicht unbedingt beachtet werden, ich schreibe, wie es mir einfällt.

Mein Mann.

Gut, da ist die Reihenfolge schon etwas wichtig. 😉
Wir haben uns 1995 kennen gelernt (in Paris!) und sind erst 1999 zusammen gekommen, weil ich ja meinte, vorher unbedingt einen anderen Kerl zu brauchen…mein Mann wartete einfach geduldig, bis ich verstanden hatte, wo ich hingehörte. Wir haben SO viel durchgemacht…Höhen und Tiefen…es ist eine schwierige Beziehung, weil wir altersmäßig weit auseinander sind und auch interessenstechnisch recht unterschiedlich liegen, aber wir haben immer wieder gezeigt, dass wir den Willen haben, es zu meistern. Und dazu gehört auch, dass man sich in den schwierigen Zeiten wieder die Hand reicht, egal, was vorgefallen ist. Ich kann mich auf ihn verlassen und ich möchte mich bei ihm herzlich bedanken, dass er mich mit allen meinen Marotten will. Er ist ein aufmerksamer Ehemann, stets auf mein Wohl bedacht, hat natürlich seine Eigenheiten, aber seine Intelligenz und Sensibilität machen ihn zu etwas Besonderem. DANKE, dass ich ihn habe.

Wie mache ich nun weiter…? Ah, erstmal die Mädels.

Sylvia.

Sylvia ist seit 1997 in meinem Leben dabei, eine Studienfreundin, Bratschistin, Mutter meines Patenkindes und seit Jahren wirklich JA zu mir sagend. Sylvia und ich sind unglaublich verschieden. Sie ist grundsätzlich misstrauisch, recht bemessend und öffnet ihr Herz nur sehr langsam, während ich immer strahlend auf alles zustolpere und schnell Leute „einlasse“, die ich mag. Ich kassierte zB anfangs eine totale Abfuhr von ihr. Sie stand weinend im Flur der Uni und ich war neu (sie ein Semester drüber)…eine Kommilitonin (auch schon länger da) tröstete sie und ich war bestürzt, weil ich sie mochte und fragte, was denn sei und ob ich helfen könne. Sie schaute mich daraufhin groß an und meinte:“
„Öhm…dafür kennen wir uns noch zu wenig.“

Das war für mich damals voll der Schock! 😀 Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet, aber ich nahm Abstand und ließ die Dinge auf mich zukommen. Nach und nach kam sie mir näher, merkte wohl, dass die Chemie irgendwie stimmte…und ich war behutsam…Stückchen für Stückchen mich einbringend…bis sie eines Abends meinte:
„Du bist mir eine richtige Freundin geworden…“
Das war ein schöner Tag.
Sylvia ist ein ruhender Pol in meinem Leben. Eine große Konstante. Ich weiß, selbst, wenn wir wochenlang keinen Kontakt haben (was aber selten passiert, wir sind eigentlich immer einmal die Woche irgendwo zusammen oder telefonieren wenigstens), ist sie fest an meinem Leben beteiligt. Ich weiß, dass ich sie nie verlieren werde, es sei denn, das Schicksal nimmt sie mir…daran will ich aber gar nicht denken. Und sie kann auch sicher sein, dass, egal, was es ist, sie immer zu mir kommen kann, was sie auch schon oft in Anspruch nahm.

Ma.

Ma ist eine Frau, die sich vor allem durch ihren starken Willen und ihre Aufopferung auszeichnet. Wenn mich einer fragen würde: „welcher deiner Freunde würde am ehesten für dich sterben, wenn du bedroht würdest?“, dann würde ich sie nennen. Nein, ich möchte das niemals ausprobieren, aber ihre Haltung mir gegenüber ist so treu, dass ich es mir vorstellen kann. Ma und ich teilen nicht viele gemeinsame Interessen, aber wir haben ein starkes inneres Band. Kennen gelernt haben wir uns 2005 in einem Internetforum und haben quasi nach einer Weile unsere Seelen miteinander verbunden durch gewisse Gespräche und Fakten, die ich hier nicht nennen möchte. Nach einer Weile haben wir uns auch dann das erste Mal getroffen. Weitere Male sind gefolgt. Fakt ist aber, dass ich kommen kann, mit was ich will, sie ist IMMER da für mich. Sie findet immer Zeit, auch wenn es ihr nicht so gut geht…und sie kann unglaublich gut zuhören. Auch wenn sie mir immer wieder sagt, dass ich schon viel für sie getan habe….sie hat das locker überboten. Ich habe sie einfach lieb!

Martina.

Martina kenne ich schon, seit ich 13 bin. Sie ist jetzt Gymnasiallehrerin für Musik und Erdkunde. Wir sind zusammen auf Freizeiten gefahren und waren sehr lange sehr oberflächlich befreundet. Sie war ziemlich flippig und hat immer ziemlich viel Mist geredet…oberflächlich etcpp. So schätzte ich sie immer ein und war eher locker mit ihr befreundet. Bis dann irgendwann der Knall kam, ein Tag, an dem sie mir vorwarf, mehr für unsere Freundschaft zu tun als ich. Ich war total baff, denn ich wusste nicht, dass sie das so wichtig nimmt….da waren wir Mitte 20. Wir haben ein sehr langes Gespräch geführt…und dann versprach ich, mir das mal zu Herzen zu nehmen. Und ich lernte Martina völlig neu kennen. Und ich muss sagen, dass sie eine sehr loyale Freundin ist, die mich unterstützt, die mit Rat und Tat in schweren Zeiten an meiner Seite war…und deren wichtigstes Geheimnis ich kenne…und sie das meine.

Sylvi.

Sie kenne ich jetzt seit gut einem Jahr. Kennen gelernt in meinem Fotoforum, ist sie mir Vorbild im Bereich Fotografie und einfach eine unglaublich liebe Person. Wir haben festgestellt, dass wir uns recht ähnlich sind in vielen Dingen, oft dasselbe denken und über dasselbe lachen. Sie ist zwar ein Stück älter als ich, aber sie hat einen festen Platz in meinem Herzen. Sie sagt mir auch mal Dinge, die unangenehm sind, aber nicht unbedingt falsch. Sie rät mir oft, ich fühle mich bei ihr gut aufgehoben. Zudem teilen wir natürlich eine Passion, das Fotografieren. Ich bin manchmal erstaunt, in welch kurzer Zeit man mit jemandem so richtig eng werden kann. Sylvi und ich sind aufeinander zugelaufen…und einfach aneinander kleben geblieben. 😉 Ich habe sie sehr lieb.

Sodele…nun die Kerle.

Jannis.

Mein bester Freund in allen Lebenslagen. Er ist ein Jahr älter als ich, hat mit mir studiert, ist Opernsänger und hat ein riesiges Herz aus Gold. Er schafft es immer wieder, mit seiner guten Laune und dem Sonnenschein in seinem Herzen alles ins Schöne zu verwandeln. Bis vor kurzem hatte er noch ein recht sorgloses Gemüt…jetzt fängt er an, sich mit Philosophie zu beschäftigen, was ich total interessant finde, da es für uns dadurch wesentlich mehr Gesprächsthemen gibt. Er stellt sich Fragen, die ich mir schon vor langem stellte und wir können uns gut darüber unterhalten.

Jannis kennt meine Schwächen und Fehler und steht trotzdem zu mir mit einer Treue seit 1997. Wir kennen uns eigentlich schon seit 1993, aber das war nur flüchtig und ich bin dann erstmal zum Studieren weg gewesen. Jannis sehe ich normalerweise bis zu dreimal die Woche. Auch wenn ich mit ihm niemals über eine Beziehung nachgedacht habe (weil es einfach nicht geklappt hätte), weiß ich ihn gerne an meiner Seite und bin stolz, seine beste Freundin sein zu dürfen. Er bildet mit Sylvia und mir eine feste Gruppe…dazu gehört noch

Rolf.

Rolf ist Gitarrist, ein verträumter, grünäugiger Mann und für mich einer der wichtigsten Bezugspersonen, wenn es um das Gedankenschweifen geht. Manchmal sitzen wir stundenlang einfach da und lassen unseren Köpfen Raum. Wir musizieren auch oft miteinander. Gitarre und Gesang. Auch er gehört zu den 1997ern…es war ein gutes Jahr. 😉 Rolf trinkt gerne mit meinem Mann mal ein Glas Wein (zuviel), weshalb ich ihn dann bei uns ins Gästezimmer-Bett verfrachte. Eigentlich mag ich es nicht, wenn die beiden fast zwei Flaschen leeren, schimpfe auch wirklich…aber dann hab ich Rolf noch zum Frühstück da…was dann immer sehr schön ist. Wir profitieren beide von unserer Sensibilität und wären damals fast zusammen gezogen. 😀

André (Jonny).

Je nachdem, aus welchem Forum man ihn kennt, ist er André oder Jonny. 😉
Ihn kenne ich jetzt fast so lange wie Ma…und uns verbindet eine tief empfundene Freundschaft. Auch er fotografiert und ich schleppte ihn in das Fotoforum dazu. Wenn ich in Berlin bin, haben wir immer eine sehr schöne Zeit. Auch wenn er nicht wirklich ein Vielreder ist, ist er hundertpro loyal und ich weiß, dass ich mir seiner Zuneigung immer sicher sein kann. Trotz seiner jüngeren Jahre (10 Jahre Unterschied), ist er nicht so oberflächlich wie viele junge Leute, sondern ernsthaft und einfach ein sehr treuer Freund, durch alle Schwierigkeiten hindurch, die wir schon hatten. Ich habe ihm mal sehr weh getan…und ich danke ihm wirklich, dass er sich da durchgeboxt hat für die Freundschaft. Er ist mir sehr wichtig. Und wird es immer sein. Da er wie Ma in Berlin wohnt, sehe ich ihn nur ab und an, aber dann sind die Treffen immer sehr innig. =)

Tom.

Tom ist ein recht neuer Freund. Ihn kenne ich erst seit ein paar Monaten, ebenfalls aus dem Fotoforum. Da er aber in meiner Nähe wohnt, haben wir schon ein paar Mal was unternommen. Diese Freundschaft ist noch im Wachstum, aber ich genieße es, dass es ihn gibt und dass er Interesse an einer Freundschaft zu mir hat. Wir lernen uns langsam besser kennen, erforschen unseren Geist und freuen uns über unsere Fototouren, die, die schon waren und die, die es noch geben wird. Ich merke, dass ich ihn sehr in mein Herz geschlossen habe und mich freuen würde, wenn wir gemeinsam „alt werden“ als Freunde.

Jan.

Habe ich auch im Net kennen gelernt und er zog zufällig in meine Stadt! Jan ist jemand, der Freundschaft nicht wirklich definiert, also nicht sagt: Dana ist meine Freundin, sondern es eher durch seine Taten zeigt, indem er sich bei mir Rat holt, zu mir sehr ehrlich ist, eine Nacht aufbleibt, obwohl er krank ist, weil es mir schlecht geht und so weiter. Er ist kein Freund, den ich oft sehe, aber wir haben eigentlich oft durch irgendwelche Medien Kontakt, wissen, was der andere macht und sind interessiert am Leben des anderen. Ich weiß, dass Jan zuhört. Und zwar nicht nur oberflächlich, sondern wirklich bis ins Detail. Das erkenne ich an seinen Ratschlägen und seinen fundierten Meinungen, bei denen er sich auch Zeit nimmt und Zeit lässt. Genauso sucht er aber auch meine Hilfe, wenn er bei etwas nicht weiter kommt oder lässt mich an seiner Freude teilhaben.

Weitere wichtige Personen sind für mich Moni, die schrille, verrückte Motte, Wolfgang mit seinem sonnigen, unkomplizierten Gemüt, Patrick mit seiner hohen Loyalität, Ralf P., dessen Tochter noch nicht genau weiß, ob sie auf mich eifersüchtig sein sollte …und Rob. Rob ist sogar sehr wichtig…die Frage ist nur, ob er das weiß…

Naja…kann sein, dass euch das heute nicht sooo interessiert…aber für mich war es schön, mal revuepassieren zu lassen…und ich freue mich. Freue mich, dass ich wirklich ein paar Freunde habe, für die ich wichtig und unersetzbar bin. Sie sind es auch für mich…

8 Kommentare

  1. Jan said,

    Also gut…da wurde mir jetzt schon ein klitzekleinesbisschen warm ums Herz.

    Würd ich natürlich niemals zugeben! *hust

  2. Ma. said,

    *schluchz*

    *verstohlen drei Tränen wegwisch*

    Manchmal muss man sich bewusst machen, was man an seinen Freunden hat, um es schätzen zu können. Du machst das sehr liebevoll. 🙂

    *knuddel*

  3. André said,

    Sylvia – Sylvi, Martina – Ma, Jannis – Jan … Da muss ich ja fast froh sein, meine Buchstaben für mich allein zu haben. 😉

    Auch hier nochmal „Danke“ für die lieben Worte. =)

  4. Wolfgang said,

    Du hast schon einen ganz schön reichen Schatz an Freunden!!! Aber das kommt auch nicht von ungefähr! 😉

  5. Dana said,

    @Wolfgang: Du bist süß =)

    Und ja, ich bin reich. Und ich bin sehr froh, so reich zu sein. Diese Leute, die ich dort auflistete, sind wirklich Freunde durch dick und dünn. Ich war selbst erstaunt, dass ich so viele nennen konnte…und es freut mich riesig.

    @ihr drei da oben: *euch mal feste drück* =)

  6. Final said,

    Loveless – Act III

    My friend, do you fly away now?
    To a world that abhors you and I?
    All that awaits you is a somber morrow
    No matter where the winds may blow

    My friend, your desire
    Is the bringer of life, the gift of the goddess

    Even if the morrow is barren of promises
    Nothing shall forestall my return

  7. Wolfgang (noch einer) said,

    Hallo Dana,
    da Du vom Reich sein schreibst, möchte ich hier mal ein Satz von Hans Kruppa zitieren, der mir diesbezüglich immer in Erinnerung kommt.

    „Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zu zerstören vermag.“

    Besser denke ich, kann man reich sein nicht beschreiben. Übrigens ein lesenswerter Autor.

  8. Dana said,

    @Final: leider kann ich die Worte nicht wirklich für mich deuten. Es ginge in beide Richtungen.

    @Wolfgang II: (Vielleicht ist es sinnvoller, wenn du „about Schmidt“ schreibst, da der andere Wolfgang ein fleißiger Kommentator ist. 😀 ):
    Ich danke dir für diesen Spruch. Er ist mehr als wahr. Ich kenne viele Menschen, die intelligent, aber dennoch eigentlich nur noch desillusioniert sind. „Die Welt ist schlecht“ tragen sie in großen Lettern auf der Stirn…wie Recht der Autor hat…und ich habe eine Menge Träume. Da muss es schon echt dicke kommen, dass in mir alles zersört wird…mal abgesehen davon, dass ich das sicher nicht zulassen werde.

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